DIE PARTNERSCHAFT ZWISCHEN BADEN-WÜRTTEMBERG UND MAHARASHTRA

Im Januar 2015 wurde die Partnerschaft der beiden Bundesländer von Peter Friedrich, dem damaligen Minister für Bundesrat, Europa und Internationale Angelegenheiten, und Subhash Desai, Industrieminister von Maharashtra unterzeichnet.

Die Partnerschaft erstreckt sich über die folgenden Kooperationsfelder:

  • Wirtschaftliche Zusammenarbeit
  • Informationstechnologie in Forschung und Entwicklung und in der Wirtschaft
  • Bildung/Fachkräfte
  • Weinbau und Tourismus
  • Urbane Infrastruktur
  • Bildung und Kultur

ZUR HISTORIE

ENTSTEHUNG DER PARTNERSCHAFT STUTTGART – MUMBAI

Bereits in den 60er-Jahren nahm Mumbai, das damals noch Bombay hieß, Kontakt mit deutschen Städten auf, um eine Partnerschaft einzugehen. Stuttgart war prädestiniert dafür, hatte es doch damals schon zahlreiche Verbindungen zu Indien – zum Beispiel war hier der Sitz der Deutsch-Indischen Gesellschaft und der Deutsch-Indischen Handelskammer.

Am 11. März 1968 wurden in Mumbai und am 21. März 1968 in Stuttgart die Urkunden für eine gemeinsame Städtepartnerschaft unterzeichnet. Über die Jahre hinweg entwickelte sich zwischen den Menschen aus Mumbai und Stuttgart ein sehr lebendiger Austausch, manche Freundschaften – auf ganz verschiedenen Ebenen und in ganz verschiedenen Bereichen.

MAHARASHTRA

Maharashtra ist Indiens zweitgrößter Bundesstaat in Bezug auf die Bevölkerung und liegt im Westen Indiens. Mit der Hauptstadt Mumbai, teilt er die Staatsgrenzen mit Gujarat, Madhya Pradesh, Chattisgarh, Andhra Pradesh, Karnataka, Goa und dem Unionsterritorium von Dadra und Nagar Haveli. Maharashtra ist einer der fortschrittlichsten Bundesstaaten des Landes mit einer Alphabetisierungsrate von mehr als 82%. Die geographische Fläche entspricht ungefähr der der Bundesrepublik Deutschland. Maharashtra verfügt über vier internationale und sieben inländische Flughäfen sowie zwei große und 53 kleinere Häfen. Mit seinem Straßennetz von mehr als 263.000 km und mit über 6000 km Schienennetz, verfügt es etwa über 9% des gesamten indischen Schienennetzes.

Die wichtigsten Städte in Maharashtra sind Mumbai (Hauptstadt), Nagpur (Winter-Hauptstadt), Pune (Industrie-, Hochschul- und Kulturzentrum), Aurangabad (Tourismuszentrum), Nashik (Industrie und Weinbau), Kolhapur (Landwirtschaft und Zuckerindustrie) und Solapur. Viele von ihnen wurden von der Zentralregierung als „Smart Cities“ in die Liste der Top 100 aufgenommen und entwickeln beschleunigt ihre Infrastrukturen.

Die Geschichte

Die Geschichte Maharashtra’s kann bis etwa zum 4. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden. Vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis 875 war „Prakrit“ die dominierende Sprache der Region. Marathi, das sich aus „Prakrit“ entwickelte, ist seit dem 9. Jahrhundert die Umgangssprache. Der Name Maharashtra stammt vermutlich von „Rathi“, was so viel wie Streitwagenfahrer bedeutet. Maharashtra erlangte mit dem Bau seiner ersten buddhistischen Höhlen im 2. Jahrhundert v. Chr. geschichtliche Sichtbarkeit. Der Name Maharashtra taucht erstmals im 7. Jahrhundert in dem Bericht eines zeitgenössischen chinesischen Reisenden, Huan Tsang, auf. Nach der aufgezeichneten Geschichte regierte der erste Hindu-König den Staat im 6. Jahrhundert.

Im 17. Jahrhundert kämpfte Chattrapati (König) Shivaji Maharaj, der Gründer des Maratha-Reiches, gegen die Mughals. Im Jahre 1680, dem Jahr des Todes von Shivaji Maharaj, gehörte nahezu ganz Deccan zu seinem Reich. Er war ein großer Krieger und einer der besten Herrscher Indiens und hat somit den höchsten Rang in der Maratha-Geschichte.

In der Zeit nach der Unabhängigkeit 1947 wurde der Staat Maharashtra nach dem Gesetz des indischen Parlaments, erst 1960 gegründet. Das Gesetz trat am 1. Mai 1960 in Kraft und wird daher als „Maharashtra Day“ gefeiert.

Die Wirtschaft

Die Wirtschaft Maharashtras wird als robust sowie als eine der stärksten unter den Staaten Indiens gesehen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) machte in den Jahren 2015/16 12,98 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Indiens aus, das höchste aller indischen Staaten. Das BIP wuchs zwischen 2004-05 und 2015-16 um rund 11,3 Prozent auf 300,51 Mrd. US-Dollar. Das staatliche Netto-Inlandsprodukt (NIP) wuchs zwischen 2004-05 und 2015-16 um rund 11,1 Prozent auf 263,6 Mrd. US-Dollar. Ausländische Direktinvestitionen im Bundesstaat Maharashtra im Zeitraum April 2000 bis März 2016 beliefen sich auf 82,62 Mrd. USD.

Die Industrie

Die wichtigsten Industrie Segmente in Maharashtra sind Ingenieursleistungen, Automobil- und Automobilkomponenten, Pharmazie, Biotechnologie, Informationstechnologie, Elektronik, Öl und Gas, Nahrungsmittel- und Agrarverarbeitung, Edelsteine und Schmuck, Bankwesen, Finanzdienstleistungen und Versicherungen sowie Textilien. Es gibt mehr als 1.600 große Unternehmen und mehr als 200.000 Mikro-, kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Die Maharashtra Industrial Development Corporation (MIDC) ist die zentrale Behörde des Staates zur Entwicklung und Verbesserung der industriellen Basis. MIDC verfügt über 16 Büros in Maharashtra und verwaltet mehr als 280 Industrieparks. In 4 sogenannten Sonderwirtschaftszonen (SEZ) in Maharashtra werden Anreize geschaffen, einschließlich Steuerbefreiungen und weiteren Vergünstigungen, um Firmen anzusiedeln.

Mit seiner ca. 720 km langen Küstenlinie und riesigen Waldflächen ist Maharashtra eines der wichtigsten Touristenziele. Nagpur ist als die Tiger-Hauptstadt mit mehr als vier nationalen und staatlichen Wäldern rund um die Stadt bekannt. In Aurangabad befinden sich Touristen Ziele von historischer Bedeutung einschließlich der bekannten Stätten von Ajanta & Ellora.

Einige Schlüsselindikatoren für die industrielle Basis des Staates sind:

  • In Maharashtra findet rund 35,1 Prozent der Automobilproduktion des Landes statt.
  • Die Landwirtschaft bringt ca. 11%, zusammen mit der Industrie 30% und dem Dienstleistungssektor 59% des BIP von Maharashtra.
  • Maharashtra steht für mehr als 17% des gesamt indischen Industrie Outputs.
  • Mumbai, die Hauptstadt von Maharashtra, ist zudem die kommerzielle Hauptstadt des Landes und entwickelt sich sehr schnell zur globalen Finanz-Hochburg.
  • Maharashtra ist der größte Baumwollproduzent Indiens.

Wissenschaft und Forschung

Maharashtra war schon immer Spitzenreiter akademischer Aktivitäten. Die Stadt Pune, zweitgrößte Stadt, wird auch als die Bildungshauptstadt bezeichnet und gilt als das „Oxford des Ostens“. Mehr als 200.000 Studierende besuchen in Pune eine Hochschule. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung eines auf Kompetenzen zielenden Bildungsmodells, um wachsenden Anforderungen an Qualität und Qualifikationen Rechnung zu tragen.

Es gibt zudem eine Vielzahl von Forschungsinstituten von hoher nationaler und internationaler Reputation – darunter

um nur einige der bekannten zu nennen.

BADEN-WÜRTTEMBERG – HIER IST WIRTSCHAFT DAHEIM

Mit der Industrialisierung begann der wirtschaftliche Aufstieg des Landes. Der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft ging zwar langsamer voran als in anderen deutschen Gebieten – in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm allerdings die Industrialisierung Fahrt auf und der Strukturwandel beschleunigte sich. In den vergangenen sechzig Jahren seit Gründung des Landes haben sich die Lebensverhältnisse und die Wirtschaftsstruktur rasant und nachhaltig entwickelt und verändert.
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Industrieriesen und starker Mittelstand

Wir sind ein industrie- und exportintensives Land mit bekannten Industrieriesen von Weltruf wie Daimler, Bosch oder IBM Deutschland. Die Wirtschaftsstruktur ist insbesondere auch von zahlreichen mittelständischen Unternehmen geprägt, die oft weltweiter Marktführer in ihren jeweiligen Produktsegmenten sind. Dem Wachstum in den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen mit engen Verknüpfungen zum produzierenden Gewerbe kommt eine hohe Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in Baden-Württemberg zu.

Im Land, in dem das Automobil erfunden wurde, entfällt heute rund ein Viertel der Industrieumsätze auf die Leitbranche Automobilbau mit seinen vielen Zulieferern, dicht gefolgt vom Maschinen- und Anlagenbau (rund 20 Prozent) und der Metall- und Elektroindustrie (jeweils rund 7 Prozent). Ebenfalls wichtige Rollen spielen die chemische, die pharmazeutische und die optische Industrie.

Starke Wirtschaftskraft

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zählen mit Stuttgart, Karlsruhe und Tübingen drei Regierungsbezirke im Land zu den Regionen Europas mit der höchsten Wirtschaftskraft. Hierzu rechnet das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) jene Regionen, deren BIP je Einwohner unter Berücksichtigung der jeweiligen Kaufkraft den EU-Durchschnitt um mindestens 25 Prozent überschreitet.

Land der Tüftler

Der Südwesten ist die Innovationsregion Nummer eins in Europa. Nirgendwo in Europa wird so intensiv an neuen Produkten und Verfahren getüftelt wie im deutschen Südwesten. Hier werden 4,9 Prozent des Bruttoinlandprodukts in Forschung und Entwicklung investiert. Mit diesem Wert liegt Baden-Württemberg im europäischen Vergleich der 97 EU-Regionen mit deutlichem Vorsprung auf dem ersten Platz.

Diese Investitionen zahlen sich aus: Nirgendwo sonst werden – bezogen auf die Bevölkerungszahl – mehr Patente angemeldet als in Baden-Württemberg. Zudem verfügt das Land über zahlreiche Einrichtungen der Spitzenforschung. Hierzu zählen unter anderem die Institute der Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt Stuttgart, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg sowie die Institute der Fraunhofer Gesellschaft.

Qualifizierte Köpfe – unser bestes Kapital

Die Unternehmen profitieren vom hervorragenden Angebot an sehr gut qualifizierten Fach- und Führungskräften, von einer Forschungslandschaft auf Weltniveau und einer modernen Infrastruktur. Fast nirgendwo gelingt jungen Menschen nach dem Abschluss eines Studiums oder einer Berufsausbildung der Einstieg in das Berufsleben so rasch wie hier im Südwesten. Die Leistungsstärke der Menschen und der Unternehmen hat bei uns Tradition.

Das alles führt dazu, dass wir in Baden-Württemberg nicht nur überdurchschnittliche Wachstumsraten und eine hohe Arbeitsproduktivität verzeichnen, sondern auch eine anhaltend niedrige Arbeitslosenquote haben. Während der Anteil der Frauen und Männer im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, in Baden-Württemberg sehr weit über dem EU-Durchschnitt liegt, gilt für die Zahl und Quote der Arbeitslosen genau das Gegenteil: Innerhalb Deutschlands konkurrieren Baden-Württemberg und Bayern ständig um die geringste Arbeitslosenquote, die regelmäßig weit unter dem gesamtdeutschen und europäischen Durchschnitt liegt.

Made in Baden-Württemberg – weltweit gefragt

Produkte „Made in Baden-Württemberg“ sind weltweit gefragt. Die starken Außenhandelsverflechtungen werden anhand der Exportquote deutlich: die liegt bei rund 50 Prozent – wobei Leitbranchen wie der Fahrzeug- und Maschinenbau jeweils noch weit darüber rangieren. Unter den Flächenländern Deutschlands sind wir damit das führende Exportland.

Vor allem mittelständische Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten bilden in Baden-Württemberg mit 99 Prozent aller Betriebe das Rückgrat der Wirtschaft. Allein in diesem Segment beherbergt der Südwesten über 100 sogenannte Hidden Champions – also mittelständische Weltmarktführer, die hoch spezialisierte technologische Produkte entwickeln und damit den globalen Markt bedienen.

Grüne Technologien weisen die Zukunft

Die zentralen Wachstumsbereiche der baden-württembergischen Wirtschaft reichen über klassische Branchen- und Sektorenfelder hinaus und bieten gute Innovationspotentiale. Dazu zählen vor allem vier Zukunftsfelder: Nachhaltige Mobilität, Umwelttechnologie und Ressourceneffizienz, Gesundheit und Pflege sowie Embedded Systems und IT-Dienstleistungen.

Hier gibt es ein engmaschiges Netz von Forschungseinrichtungen und zahlreiche Cluster aus forschenden und produzierenden Einrichtungen – ob in den Großräumen Stuttgart und Karlsruhe, in den Regionen entlang des Rheins, im Heilbronner Unterland, in Oberschwaben oder der Region Hohenlohe.

Mit ihrem Fokus auf Ressourceneffizienz, umweltverträgliche Materialien und nachhaltige Produktionsweisen arbeiten die baden-württembergischen Unternehmen mit Hochdruck daran, in den Leitindustrien der Zukunft eine Vorreiterrolle einzunehmen. Denn in Zeiten schwindender fossiler Energieträger und natürlicher Ressourcen und den daraus resultierenden steigenden Energiekosten und Rohstoffpreisen sind die von unseren Betrieben entwickelten und produzierten Innovationen, Technologien und Produkte sehr gefragt.